Liebfrauenbrunnkapelle

LiebfrauenbrunnkapelleSeit urdenklichen Zeiten stand an der Quelle ein Mutter-Gottes-Bild aus Stein. Nach Angaben des Archäologen Dr. Biel wurde Anfang des 15. Jhdt. (Spätgotik) die erste Kapelle errichtet. Die erste Kapelle war eine offene Feldkapelle (aus Holz) und ist in keiner Urkunde erwähnt. Und einer der Männer, der diese Holzkapelle renovieren ließ, war Georg Martin Erlenbach, der in der späteren mündlichen Überlieferung zum Erbauer gemacht wurde. Die Sage, die sich im Volksmund gebildet hat und bis auf den heutigen Tag erhalten ist, erzählt Folgendes: Im Sommer gingen die Landleute vom Weinberg über die Wiesen des Martin Stürmer (Geiz-Märtle) zur Quelle, um sich zu laben. Dieser war darüber erzürnt und vertrieb durch Hineinschütten von Quecksilber die Quelle. Daraufhin kamen schwere Strafen Gottes über ihn. Sein einziger 12-jähriger Sohn ertrank in dem hoch angeschwollenen Bach (Unwetter im Welzbachtal / siehe auch Hochwassermarken in Oberaltertheim), seine Frau sei aus Gram hierüber gestorben. Er erkrankte schwer, mit der Gefahr, sein Augenlicht zu verlieren. Da sei er in sich gegangen und habe gelobt, die Quelle wieder zu suchen und dann eine Kapelle zur Sühne und zur Ehre der Schmerzhaften Muttergottes erbauen zu lassen. Bald darauf sei er wieder gesund geworden. Die Quelle ist an anderer Stelle wieder erschienen und man stellte fest, dass es das gleiche Wasser war.

Die erste Kapelle, auf die die Sagen zutreffen, war eine kleine Feldkapelle südlich des Baches. Der als Erbauer erwähnte Georg Martin Erlenbach, Büttnermeister in Werbach, ist urkundlich zu finden. "Am 1. Juli 1753 starb Maria Franziska, Ehefrau des Georg Martin Erlenbach. Sie fiel nahe bei der Kapelle, Liebfraubrunn genannt, plötzlich um. Ich eilte hin, fand sie aber schon tot". Erlenbach ließ zur Erinnerung an dieses Ereignis nahe bei der Kapelle an einem Wiesenpfad einen Bildstock errichten, welcher heute noch dort steht.

Der Bauplatz der Kapelle war sehr ungünstig. Er lag zwischen dem Berg, aus welchem die Quelle entspringt, und dem Bach, war also kurz. Die Quelle wurde mit einem Gewölbe versehen und darauf der Chor mit dem Altar und Gnadenbild erbaut. Die Giebelwand der Kapelle stand hart am linken Ufer des Baches. Später wurde die Kapelle durch einen Anbau verlängert, indem man den Bach überwölbte und die Giebelwand auf das rechte Ufer versetzte. An der linken Seite der Kapelle wurde eine hölzerne Brücke errichtet, um zur Quelle gehen zu können. Ein Türmchen krönte den Giebel, in welchem ein Glöcklein aufgehängt wurde. Die gotische Inschrift auf demselben ist schwer zu entziffern. Doch kann man die Worte herausfinden: "Maria, Ere, Glorie, Maria" und dazwischen sieben Kronen.

Die hl. Stätte hat seit dem Jahre 1902 ein verändertes Aussehen bekommen. Das alte, mit der Zeit morsch gewordene Kirchlein ist unter Pfarrer Julius Krug abgebrochen worden, um einem neuen, größeren und schöneren, Platz zu machen. Am Feste Mariä Geburt (8. September) 1902 konnte in Anwesenheit vieler Geistlichen der Umgegend und unter ungeheuerem Zuzug der katholischen Bevölkerung das Fest der Grundsteinlegung begangen werden. Der neue Bau steht auf demselben Platze wie der alte, ist aber bedeutend über dem Erdboden und dem darunter hinfließenden, ziemlich starken Bach erhöht. Auf beiden Längsseiten wurde der Bach mit steinernen und Zement belegten Brücken überwölbt, so dass man bequem um die ganze Kapelle herumgehen kann. Die Quelle, deren Fassung wegen ihres starken Ausflusses viele Schwierigkeiten bereitete und den Bau in unliebsamer Weise verzögerte, wurde geschickt eingewölbt und ist auf zwei Treppen bequem zu erreichen.

Der Weiterbau ging nun glücklich vonstatten und so entstand an Stelle der alten Kapelle ein neues, schmuckes Kirchlein im gotischen Stile, aus rotem Taubertal-Sandstein erbaut. Über dem Fenster ist ein ähnlicher kleiner Aufbau, in welchem eine Statue der Unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria aufgestellt wurde. In dem schlanken Turm wurde noch eine zweite größere Glocke aufgehängt, welche aus der alten Kirche in Gamburg stammt. Sie trägt Roccoco-Verzierungen am Mantel und die Inschrift: "Johann Georg Imhoff, Schultheiß Ao. 1776".

Das Innere der Kirche ist hübsch und sinnreich ausgemalt. An der Decke ist ein großes Gemälde, Maria mit dem Jesuskinde als Helferin und Hort der Christen darstellend, durch Maler Glassen von Heidelberg ausgeführt. Engel halten den weit ausgebreiteten Mantel, unter welchem Geistliche und Weltleute, besonders verschiedene Kranke Schutz finden. Um dieses Hauptbild stehen die Worte: "Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o hl. Gottesgebärerin".

Im Frühjahr 1995 wurde östlich der Kapelle ein Nebengebäude erstellt, in dem eine Sakristei mit Beichtraum für die Kapelle sowie WCs für Frauen, Männer und Behinderte eingerichtet wurden. Seit 1994 finden in der Kapelle von Mai bis Oktober, mit Unterbrechung durch die großen Ferien, regelmäßig samstags Wallfahrtsämter statt. Die Liebfrauenbrunnkapelle ist ein beliebter Treffpunkt für Andachten von Pfarrverband und Gruppen aus dem Dekanat Tauberbischofsheim sowie weiteren auswärtigen Besuchen aus nah und fern. Zahlreiche kirchliche Trauungen werden hier vollzogen, Dankgottesdienste am Tag der Silber-, Goldenen und der Diamantenen Hochzeit von Einheimischen und auswärtigen Paaren hierher verlegt. Im Jahr 2002 kann die Kapelle in ihrer heutigen Form auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken.